Halb Bürger-, halb Jungschütze soll die Figur werden, die Thomas Kettler in seinem Hobbykeller schnitzt. Bei der letzten Versammlung vor dem Fest hat er den Geck ersteigert, nun hat er die
ehrenvolle Aufgabe den ersten „Spaßvogel“ für das gemeinsame Schützenfest zu gestalten. Am kommenden Samstag, 30. Mai, ist es so weit. Dann treten beide Rüthener Schützenvereine um 14 Uhr auf dem
Marktplatz an, um zur Vogelstange am Schneringer Berg zu marschieren. Dort legen die Schützen ab 15 Uhr auf den Geck an. Heiner Fahle, Oberst der Bürgerschützen und Sebastian Becker, Oberst der
Jungschützen, hoffen, dass es ein gelungener Auftakt für die Premiere am Wochenende nach Fronleichnam wird. Dann feiern die beiden Vereine bekanntlich zum ersten Mal gemeinsam Schützenfest. Das
Geckschießen – traditionell eigentlich nach dem Vogelschießen stattfindend – wurde deshalb auf den Termin des Buschaufsetzens verschoben. Mit Würstchen, Steaks und Pommes sowie gekühlten
Getränken ist während des Geckschießens für das leibliche Wohl der Zuschauer gesorgt. „Für die Kinder wird eine Hüpfburg aufgebaut“, kündigt Oberst Fahle an. Er hofft auf viele Rüthener
Bürgerinnen und Bürger, die zum Zuschauen vorbei kommen. Der Tag soll nach dem Schießen gemütlich mit Musik an der Vogelstange ausklingen. Das Geckschießen hat übrigens eine lange Tradition bei
den Bürgerschützen. Erstmals wurde es 1602 erwähnt, damals allerdings noch unter der Bezeichnung „Nachschießen“. Beim Hauptschießen, erklärt Fahle, gab es drei Durchgänge, bei denen es Preise zu
gewinnen gab. „Das waren dann zum Beispiel ein Hammel oder handbestickte Fahnen.“ Beim Nachschießen gab es kleinere Preise wie Federn in verschiedenen Größen zu gewinnen. Noch nicht ganz so lange
pflegen die Jungschützen das Geckschießen: Kurt Hildemann war 1947 der erste Geckkönig, Franz Stelte seine Königin. Gespannt warten die Vorstände der beiden Vereine darauf, welches Paar am
Samstag proklamiert wird. „Mindestens 150 Schuss hält der Geck“, ist sich Vogelbauer Thomas Kettler sicher. Er hat ihn extra so konstruiert, dass zunächst Füße, Arme und Beine abgetrennt werden.
„Nur mit Holzdübeln und Leim“ ist die Figur zusammengesteckt. Das ist wichtig, damit keine Schrauben durch die Luft fliegen, wenn die Schützen dem Geck zu Leibe rücken. Nicht größer als 1,60
Meter darf die Figur sein. „Sonst passt sie nicht mehr in den Kugelfang“, weiß Kettler. 2002 hat der gelernte Holzmechaniker seinen ersten Vogel gebaut. Damals war sein Arbeitskollege Herbert
Schobert König. „Ich bau dir den König“, habe er gesagt und danach Blut geleckt. Seitdem schreinert er regelmäßig beides – Vögel und Gecks. In besonderer Erinnerung geblieben ist ihm die Figur
eines Schlumpfs. „Es war den Kindern gar nicht recht, dass darauf jetzt geschossen werden sollte.“ Am Samstag wiederum, wäre es den Schützen nicht recht, wenn keiner auf den Geck schießen würde.
Das Jux-Königspaar wird dann wie früher üblich bei den Festumzügen mitmarschieren.
Quelle: "Der Patriot" vom 28.05.2015
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