
Protestantische Angreifer vor den Toren! Bürger, bewaffnet euch!
Grimmig und eiskalt: Sebastian Lips, Sebastian Becker und Volker Mertens werden die Stadt berennen, Karsten Krebsbach (v.l.) wird sie wohl schon allein mit seinem entschlossenen Gesichtsausdruck in die Flucht schlagen. - Foto: Kloer
Die Hellebarden sind gewetzt, die Stiefel geschnürt: Rüthen rüstet sich zum Hansetag und dabei spielt die Begegnung mit der Historie eine große Rolle. Los geht es bereits am heutigen Abend mit einem Belagerungsfest der Jungschützen unterhalb der Stadtmauer im Jammertal. Das Lager mit Zelten und Lagerfeuer ist bereits aufgebaut und es gibt Spanferkel.
Mit dem Fest rüsten sich die Belagerer für die Stadterstürmung am Samstagabend, bauen Leitern und schmieden Angriffspläne. Dieser orientiert sich an der Vorlage von 1633, als Generalmajor von Bönninghausen (heuer verkörpert von Jungschützen-Vorstandsmitglied Sebastian Lips) die Kämpfer der evangelischen Seite zum Sturm auf das katholische Rüthen anführte. Aber die vier verbrieften Angriffswellen wurden von den mutigen Bürgern abgewehrt und so wird auch am Samstag die Erstürmung nicht von Erfolg gekrönt sein.
Das wird dem Schauspiel aber keinen Abbruch tun, gibt es doch Kanonendonner auf beiden Seiten und historisch gewandete Akteure. Am Nachmittag berichtet das Hellweg-Radio aus dem Jammertal. Um 18 Uhr verkündet Theo Fromme in dem Gewand des Stadtwächters gemäß der Überlieferung auf dem Marktplatz das Kriegssrecht, welches der Magistrat beschlossen hatte, nachdem die belagernden Horden bereits die Mühlen in Brand gesetzt hatten und noch die Stadt zu bestürmen drohten. Diesmal unterschreiben Bürgermeister „Peter von der Trift Weiken“ und als Ratsältester „Josef Schrewe, genannt Capo“ das Dokument. Damit sind alle Bürger und Gäste verpflichtet, im Kriegsfall die Stadt unentgeltlich zu verteidigen.
Kommandant Theo Fromme und seine Mannen (Brüllmücken, Freye Söldner zur Lippe und Rüthener Mittelalterfreunde) ziehen sodann mit Trommelwirbeln vom Marktplatz durch den Soestweg zur Verteidigung der Stadtmauer. An dem Schauplatz verliest Friedel Frisse die Verkündung des Kriegsrechtes, bevor der Angriff beginnt, den die Zuschauer von der Mauer und Aussichtsflächen darunter beobachten können.
Die Angreifer werden angeführt von den Jungschützen, mit dabei sind auch die Schützenvereine aus Menzel, Meiste, Kellinghausen und Oestereiden sowie der Stammtisch „Bergstadtbrockenyd“.
Zahlenmäßig werden etwa 100 Heranstürmende von 30 Verteidigern abgewehrt. Begleitet wird der Sturm auf die Stadt von Böllerschützen auf beiden Seiten aus Rüthen, Belecke, Geseke, Garfeln und Obermarsberg. Aber auch klassische Musikklänge werden zu hören sein, wenn das Bläserensemble „Weißblech“ Schlachtmusik der Renaissance spielt.
Übrigens: Heute Abend berichtet das WDR-Lokalfernsehen live vom Belagerungsfest, das Hellwegradio ist am Samstagnachmittag im Jammertal vor Ort. - arc